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Cloud Extensibility unter SAP S/4HANA – Weg vom klassischen Z-Code

  • Autorenbild: Oliver Stengel
    Oliver Stengel
  • 17. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Apr.



Das neue SAP S/4HANA-Erweiterungsmodell setzt auf „Keep the Core Clean“ und vermeidet Modifikationen, um Upgrade-Fähigkeit zu sichern. Es umfasst Key-User-, Developer- und Side-by-Side-Extensibility. Klassische Erweiterungen sollen abgelöst werden – empfohlen wird ein schrittweiser Umstieg mit Analyse, Redesign und Pilotprojekten.











Oliver Stengel, SAP Solution Architect




Frage: Beginnen wir direkt mit einer grundlegenden Frage: Warum braucht es überhaupt ein neues Erweiterungsmodell für SAP S/4HANA?


Oliver Stengel: Das neue Erweiterungsmodell basiert auf dem Prinzip "Keep the Core Clean". Ziel ist es, den SAP-Standard unangetastet zu lassen und Erweiterungen so zu gestalten, dass künftige Upgrades nicht blockiert werden. Klassische Anpassungen wie Modifikationen oder nicht veröffentlichte BAdIs führen oft dazu, dass Kunden bei System-Upgrades vor großen Herausforderungen stehen. Mit dem neuen Modell wollen wir das vermeiden und gleichzeitig flexible Anpassungen ermöglichen.

Wer einen sehr guten Überblick sucht, dem empfehle ich auch den offiziellen Extension Architecture Guide von SAP.


Frage: Das klingt nach einem Paradigmenwechsel. Was sind die wichtigsten Säulen des neuen Extensibility-Modells?


Oliver Stengel: Wir sprechen hier von drei klar abgegrenzten Ebenen:


  1. Key-User Extensibility (In-App): Für einfache Anpassungen, wie Custom Fields & Logic, die ohne großes Entwickler-Know-how für Tabellenerweiterungen umgesetzt werden können.

  2. Developer Extensibility (On-Stack): Erweiterungen direkt innerhalb von S/4HANA – aber nur noch über veröffentlichte Erweiterungspunkte, CDS-Views und BAdIs, also alles, was offiziell von SAP freigegeben ist.

  3. Side-by-Side Extensibility auf der BTP (Business Technology Platform): Neue, eigenständige Apps oder Erweiterungen, die außerhalb von S/4HANA laufen und über APIs integriert werden.


Interviewer: Für viele klingt das noch abstrakt. Welche konkreten Beispiele gibt es?


Oliver Stengel: Nehmen wir ein Beispiel: Ein Kunde möchte ein zusätzliches Feld in der Bestellposition (BANF) einführen. Mit Custom Fields & Logic kann das direkt per Key-User erweitert werden – ohne ABAP-Entwicklung. Wenn es komplexer wird, etwa mit eigener Logik, kann über Developer Extensibility gearbeitet werden – aber eben nur mit freigegebenen Erweiterungspunkten. Sollte eine komplett neue App notwendig sein, die z.B. Machine Learning einbindet, wäre das ein Fall für die Side-by-Side-Entwicklung auf der BTP.

 

Interviewer: Du sprichst von veröffentlichten Erweiterungspunkten. Wo finde ich diese und wie arbeite ich damit?


Oliver Stengel: SAP stellt diese Erweiterungspunkte zentral über den SAP Extensibility Explorer und den Accelerator Hub zur Verfügung. Das sind geprüfte Schnittstellen, die für Kunden freigegeben sind.

 

Interviewer: Klassische Erweiterungen wie Z-Tabellen, User-Exits oder Modifikationen – was passiert mit denen?


Oliver Stengel: Die SAP gibt dazu eine klare Richtung: Diese klassischen Erweiterungen sollen mittelfristig abgelöst werden. In der Public Cloud sind sie nicht mehr erlaubt, und in On-Premise/Private-Cloud sollten sie auf das neue Modell umgestellt werden.

Ein praktisches Vorgehen wäre zunächst den Bestand zu prüfen bspw. mit SCMON, SUSG und der Custom Code Migration App. Danach folgt das Redesign – entweder über veröffentlichte Erweiterungspunkte oder über Wrapper-Konstruktionen, wenn noch keine öffentliche Lösung da ist.

 

Interviewer: Welche praktischen Schritte empfiehlst du Unternehmen, die ihren bestehenden Kundencode modernisieren wollen?


Oliver Stengel: Wir empfehlen ein strukturiertes Vorgehen in vier Schritten:


  1. Finden: Mit Tools werden klassische Erweiterungen und deren Nutzung identifiziert.

  2. Erneuern: Alte, nicht mehr genutzte Erweiterungen ausbauen und notwendige durch moderne Extension Points ersetzen.

  3. Implementieren: Überprüfung und Anpassung von Code mit ATC-Prüfungen (z.B. Variante "ABAP_CLOUD_READINESS").

  4. Überprüfen: Einführung von Checks zur Sicherstellung, dass nur noch veröffentlichte Erweiterungen genutzt werden.


Das ist ein Prozess, der auch als Teil einer S/4HANA-Einführung oder in Vorbereitung auf zukünftige Upgrades angegangen werden sollte.

 

Interviewer: Abschließend: Was sind deine Top 3 Tipps für Unternehmen, die jetzt starten wollen?

Oliver Stengel:

  1. Frühzeitig Awareness schaffen: Fachbereiche und IT gemeinsam sensibilisieren, warum "Keep the Core Clean" so wichtig ist.

  2. Bestandsaufnahme machen: Mit Tools den Ist-Zustand analysieren.

  3. Pilotprojekte starten: Erste Use Cases identifizieren, um mit modernen Erweiterungen wie Custom Fields & Logic oder Side-by-Side-Extensions Erfahrungen zu sammeln.


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